Ein gutes Sachbuch: angenehm, ja unterhaltsam zu lesen. Der Autor schreibt in Geschichten und vermag mich manchmal zu berühren.
Die Geschichten, woran ich mich erinnern werde:
Die Liebeserklärung an die Libelle in Kapitel 6, ein wunderschöner Organismus für ein Leben im Fliegen, gefolgt von dem Hinweis, dass die Fliegen (und damit auch die Mücken) evolutionsbiologisch aus etwas der Libelle Ähnlichem entstanden sind. "Nur weil die Evolution zufällig verläuft, war dies möglich." Was meine Vorstellung über die Position des Menschen in der Evolution verändert hat.
Die Charakterisierung des Mathematikers John von Neumann in Kapitel 8 als jemand, der eigennütziges Denken als Naturgesetz betrachtete. Die ganze Spieltheorie wirkt auf mich wie eine Theorie des Kampfes jeder gegen jeden.
J.v.Neumann war dann auch derjenige, der die Städte ausgewählt hat, auf die die ersten Atombomben abgeworfen wurden, und die Aufrüstung Amerikas mit Atomraketen empfahl. Er diente als Vorbild für "Dr. Seltsam oder wie ich lernte die Bombe zu lieben".
Das Layout, die Anmerkungen und das Literaturverzeichnis, alles sehr schön aufgemacht und gefällt.
Als Mathematiker und potenzieller Glücksspieler muss ich aber doch am Gesamtkonzept herumnörgeln und will nur 4 von 5 Sternen geben. Die sehr kurzen Ausführungen zur Entropie in Kapitel 3 reichen mir nicht aus. Hier wäre auch eine gute Geschichte möglich gewesen, angefangen von Laplaces Prinzip der Indifferenz hin zum Prinzip der maximalen Entropie. Die wichtige Gleichgewichtsvoraussetzung des Prinzips der maximalen Entropie fehlt, und damit machen die ganzen Ausführungen zum Leben recht wenig Sinn für mich.
Man merkt, dass der Autor sich in seinem akademischen Leben mit Hirnforschung befasst hat und seine vorhergehenden Sachbuchpublikationen u.a. Fragen der Evolution behandelten.